Problem Pitchmarke: Ausbessern ist Ehrensache
Ein perfekter Drive unter der warmen Sonne des Sommers, ein guter Score, nette Gespräche auf der Clubterrasse: So ein gelungener Golftag ist etwas Herrliches. Fern des stressigen Alltags lässt es sich auf einer gepflegten Golfanlage wunderbar aushalten. Aber wann ist ein Platz eigentlich richtig schön? Wenn das Ergebnis stimmt? Wenn die Spielpartner nett und sportlich-fair sind? Alles eine Frage des Geschmacks. Die Themen vor, auf oder nach einer Runde können vielfältig sein. Aber über eines reden doch alle Golfer immer und überall, oder? Die Grüns – die kleinste Spielfläche, auf der große Entscheidungen fallen. Wer sein kurzes Spiel im Griff hat, wird am fröhlichsten vom Kurs gehen. Vielen Golfern dürfte gar nicht bewusst sein, dass sie selbst den größten Beitrag leisten können, die Grüns gepflegt, spurtreu und schön glatt zu halten. Wie? Mit einer Pitchgabel in der Hosen- oder Bagtasche. Und die darf gerne auch mal raus und benutzt werden, denn: Pitchmarken sind nicht nur unnötig, sondern auch unschön und eine Schwachstelle in den Grüns, die die Greenkeeping-Teams doch so aufwendig pflegen, um uns Golfern beste Bedingungen zu ermöglichen.
Was sind Pitchmarken überhaupt und
welche Auswirkungen haben sie?
Glückt der Annäherungsschlag gut und landet aus steiler Höhe auf dem Grün – im besten Fall nah an der Fahne, je nach Roll und Spin – hinterlässt die mit Bewegungsenergie aufgeladene Golfkugel eine Vertiefung im kurz gemähten Gras. Logisch. Durch den Aufprall werden die obersten Bodenschichten aufgeschoben und es entsteht eine Vertiefung, die sogenannte Pitchmarke. Diese Beeinträchtigung der Puttfläche sollte der Golfer zeitnah beseitigen Gedankenstütze: Verlassen Sie das Grün so, wie Sie es selbst vorfinden möchten!
Die Ausprägung der Pitchmarke hängt zum einen von Flugbahn und Fallgeschwindigkeit des Balles sowie von der Neigung der Puttfläche und dem Einschlagwinkel ab. Ein Par-3-Loch ist deutlich anfälliger. Zum anderen hat die Beschaffenheit der Oberfläche einen Einfluss. Klar, Natur ist überall anders. Weiche, feuchte Grüns sind stärker betroffen als harte, trockene.
Zur Verdeutlichung der Thematik ein paar Zahlen: Ein Golfer verursacht auf seiner Runde durchschnittlich fünf Pitchmarken. Klingt zunächst nicht viel, aber wir sind ja nicht allein auf so einem Golfplatz. Hochgerechnet kommt man auf ganz andere Zahlen. Denn: Ausgehend von durchschnittlich 60 Runden pro Tag entstehen auf einer 18-Löcher-Anlage am Tag etwa 300 und in einem Monat rund 9000 Pitchmarken. Muss nicht sein, oder?
Die Auswirkungen dieser Pitchmarken auf den Grasbestand sind mit denen eines Krankheitsbefalls vergleichbar und für Laien oft auch nicht zu unterscheiden. Durch den Aufprall werden Graspflanzen verletzt, teilweise zerstört und sterben ab. Der unansehnliche, braune Fleck ist jedoch nur der ästhetische Aspekt des Problems. Bedeutsamer ist die Einschränkung der Funktionsfähigkeit des Grüns, denn die Kahlstelle stört die Puttlinie. Der Ball hoppelt, das Grün ist nicht treu, sondern bumpy. Die Spielqualität leidet. Die geschwächten Gräser sind zudem anfälliger für Krankheiten. Die entstandene Lücke erleichtert das Einwandern von Fremdgräsern, unerwünschten Arten (Unkräutern) oder Moos. Dabei lässt sich das alles kinderleicht vermeiden. Eigentlich.
Was ist zu tun?
Das unmittelbare Ausbessern sollte für den Golfspieler selbstverständlich sein, denn so trägt er dazu bei, den durch sein Spiel entstandenen Schaden sofort zu beseitigen und die Spielqualität der Grüns zu erhalten. Wer seine Pitchmarke ignoriert, verhält sich nicht nur unfair den nachfolgenden Golfern gegenüber, sondern kann sich auch vielleicht selbst beim nächsten Spiel über seinen missratenen Putt ärgern!
Laut PGA of America heilen innerhalb von fünf Minuten reparierte Pitchmarken innerhalb von 24 Stunden. Geschieht dies erst nach 15 Minuten, so beträgt die Zeit mindestens zwei Wochen und je nach Witterung und Wüchsigkeit sogar bis zu vier bis sechs Wochen! Die Greenkeeping-Teams benötigen auf Golfanlagen mit nachlässigen Golfern täglich durchschnittlich ein bis zwei Stunden für die Beseitigung der Pitchmarken. Ein nicht zu unterschätzender Zeit-/Kostenfaktor. Da zudem die Hälfte aller Runden am Wochenende gespielt wird, kann der Greenkeeper nicht derjenige sein, der das zeitnahe Ausbessern durchführt.
Ein schottisches Sprichwort sagt: „Wenn jeder Golfer zwei Pitchmarken ausbessert, gibt es bald keine mehr.“ In Regel 1.2 der seit Januar 2019 geltenden Golfregeln geht es um die viel zitierte Etikette. Bestandteil sind demnach der Spirit of the Game, Integrität, Rücksichtnahme und Schonung des Platzes.
Jede Spielleitung hat nun die Möglichkeit, in den Platzregeln Verhaltensvorschriften festzulegen und Verstöße dagegen mit Strafschlägen zu belegen, übrigens auch für das Nicht-Ausbessern von Pitchmarken! Hätten Sie’s gewusst?
Wie wird eine Pitchmarke repariert?
Von den Clubverantwortlichen hört man immer wieder Klagen über die mangelnde Moral im Umgang mit Pitchmarken. Da stellt sich die Frage, ob die Gründe in einem fehlenden Wissen um die Auswirkungen oder die richtige Durchführung liegen. Zur Reparatur von Pitchmarken werden die Pitchgabeln eingesetzt. Bei der korrekten Durchführung geht es aber nicht um stylisches Aussehen und Zusatzfunktionen, es kann fast jedes spitze Werkzeug eingesetzt werden. Im Extremfall würde zur Not auch ein Tee ausreichen. Am häufigsten wird derzeit die zweizackige Pitchgabel eingesetzt. Die einzackige Pitchgabel wird langsam beliebter, mit ihr wird selbst bei einem falschen Einsatz weniger Schaden angerichtet
Entscheidend ist jedoch: Neben dem Zeitfaktor ist die Anwendung der richtigen Technik der Schlüssel zum Erfolg! Wichtig: Mit der Pitchgabel darf nicht direkt in das entstandene Loch gestochen werden, sondern im schrägen Winkel 45 Grad in den äußeren Rand der Vertiefung. Dann wird das Gras leicht nach vorne in Richtung Zentrum der Pitchmarke geschoben. Nicht hebeln und nach oben drücken. Durch ein Hochhebeln der Gräser werden die Wurzeln abgerissen und das Gras stirbt ab. Auf diese Weise arbeitet man sich einmal rund um die Vertiefung. Anschließend sollte die so ausgebesserte Stelle mit dem Putter leicht eingeebnet werden.
Also: Schnelles Handeln und Rücksicht sind gefragt. Stellen Sie sich einen sonnigen Golftag vor! Sie stehen am Abschlag, ein Par 3. Ihr Eisen trifft den Ball perfekt; er fliegt wunderbar durch die Luft Richtung Clubhaus – und Loch. Die Kugel landet auf dem Grün, rollt, rollt weiter. Nur noch wenige Zentimeter bis zum Hole-in-One!!! Doch dann: Eine nicht ausgebesserte Pitchmarke gibt ihrem Ball eine neue Richtung, aus der Traum. Will keiner haben, ist aber bestimmt schon passiert. Fazit: Mitmachen, Pitchmarken ausbessern! Da geht man auch mit einem besseren Gefühl ans nächste Tee.
Quelle: Deutscher Golf Verband e.V.